SaschaSalamander

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Tribute 3 - Flammender Zorn (Mockingjay)

collins_hungergames02_1.jpgEine endgültige Rezension über die TRIBUTE VON PANEM möchte ich nicht schreiben. Ich bin hin und her gerissen und möchte kein Buch verreißen, von dem ich anfangs sosehr begeistert war und von dem sicher bin, dass es viele andere Leser begeistern wird.

Ich habe nun etwa zwei Drittel gelesen, aber der Dritte Teil will mich einfach nicht packen. Woran das liegt?

Die ersten beiden Bände sind sehr situationsbezogen. Der Leser weiß ebensowenig wie die Erzählerin Katniss, was bevorsteht, auf jeder Seite warten neue Überraschungen, das Mädchen gelangt von einer Ungewissheit in die nächste, und ich habe das Buch nur mit Mühe weglegen können, weil ich unbedingt wissen musste, was auf der nächsten Seite passiert! Es ist zwar ein Kampf, aber weniger Taktik und Kriegsführung, als vielmehr eben situationsbedingte Aktionen, und vor allem eine emotionale Sache, bei der der Leser richtig mitfiebern konnte.

Besonders gefallen haben mir die sozialen und politischen Hintergründe, welche die Autorin zu dem Buch ersponnen hat. Eine eigene, dystopische Welt, gar nicht einmal so weit entfernt von der heutigen Sensationsgier a la Big Brother und Dschungelcamp. Sozialkritisch, spannend, zwar fiktiv aber dennoch erschreckend realistisch. Eine faszinierende Welt, über die ich gerne mehr erfahren wollte.

Der dritte Teil nun ist eigentlich reine Kriegsführung. Keine Arena, keine spontanen Situationen, keine Überraschungen. Sondern gezielter, taktischer Kampf. Mit Ausbildung, mit laufenden Kameras während der Sondereinsätze. Strategische Planungen. Während Katniss in den ersten beiden Bänden frei agieren konnte, ist sie hier leider nur ein Werkzeug, und sie benimmt sich entsprechend gereizt, ja sogar trotzig (was zwar verständlich ist, nach über hundert Seiten aber gewaltig nervt).

Die Welt und ihre Hintergründe werden nicht näher geschildert, lediglich die Wirren und Verstrickungen der Kriegsführung, wer wen wie aus welchem Grund wohin einsetzt und wie in sein Netz aus Lüge und Verrat strickt. Wer so etwas mag, wird hier begeistert sein. Ich habe halt einfach Pech, weil ich so gar nichts mit dieser Art Bücher und Inhalte anfangen kann. Taktik, Strategie, politische Intrigen, so etwas mag ich nicht, ob nun als erwachsenen Politthriller oder als Jugendfantasy.

Katniss wird hierhin geschickt, muss kämpfen. Kommt zurück, kuriert sich. Hat einen Streit mit einer der unzähligen weiteren Figuren (es fällt schwer, da durchzublicken, wenn man den Roman nicht am Stück liest). Wird an einen anderen Ort geschickt, macht Propaganda, wird gefilmt, kämpft zur Show. Kommt zurück, kuriert sich, hat einen Streit. Plant etwas Neues, wird aber dann zu einem weiteren Ort geschickt, kämpft, propagiert, kehrt zurück, und so weiter und so fort. Mir fehlt die Spannung, mir fehlt der Reiz des Besonderen.

Den ersten beiden Bänden war trotz der brutalen Gewalt (die niemals überzeichnet wurde und immer nur dem Zweck diente) wohnte ein gewisser Zauber inne. Der dritte Band dagegen löst in mir nichts aus. Ich fiebere nicht mit, ich empfinde keinen Groll. Gut ist ja, dass die Grenzen zwischen falsch und richtig, zwischen gut und böse verschwimmen. Und es ist klar, dass der Kampf gegen die Unterdrückung dennoch ein Kampf ist, der Menschenleben kostet. Ist der Friede einen Krieg wert? Interessantes Thema. Aber es reißt mich nicht mit. Viele Leser sind begeistert, und ich stolpere über eine begeisterte Rezension nach der anderen. Aber in diese Kerbe kann ich einfach nicht schlagen, so gerne ich würde.

Ich werde das Buch dennoch zu Ende lesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Handlung noch einmal umschwenkt und mich packt. Irgendwie bin ich froh, wenn ich das Buch dann endlich fertig habe. Seit zig Wochen schleppe ich es mit mir herum, langsam reicht es mir. Ständig frage ich mich, ob ich es behalten werde, oder ob ich es lieber bei Tauschticket reinstellen soll. Ich weiß es einfach nicht. Die ersten beiden Bände waren klasse, und ich würde sie niemals hergeben. Aber eine Serie besteht nun einmal aus allen Teilen, und das Ende ist wichtig.

Ach mensch. Ich bin enttäuscht :(

Hat jemand von Euch dieses Buch gelesen? Wie findet Ihr den dritten Teil im Verhältnis zum ersten? Hat er Eure Erwartungen erfüllt? Findet Ihr die politischen Wirren spannend oder lästig? Mögt Ihr Katniss noch immer, oder nervt sie Euch nur noch?

SaschaSalamander 26.01.2011, 18.47

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Rob Randall

Oh! Ich lese gerade den ersten Teil und der gefällt mir wirklich sehr gut! Schade, dass der letzte dir nicht gefällt...ich hoffe, das ich nicht enttäuscht sein werde, denn eigentlich hatte ich vor, mir die beiden anderen nächste Woche zuzulegen! :(

vom 30.01.2011, 00.43
Antwort von SaschaSalamander:

ich drück Dir die Daumen, dass Dir der dritte Teil besser gefällt als mir. Schlecht ist er nicht, aber halt ganz anders als die ersten beiden, und man muss halt beide Genres / Stile mögen, um Gefallen an der kompletten Trilogie zu haben

(ich selbst habe große Probleme mit Krieg, ob Film oder Buch, und das dritte Buch ist eben rein Krieg)

1. von Sonja

Ich hab alle drei Bücher gelesen. Das erste fand ich toll, das zweite schon etwas weniger (klang wie eine schlechte Wiederholung) und das dritte mochte ich nicht mehr. Das hat für mich den Anschein nach "wir müssen die Story irgendwie zu einem Ende bringen" (so wie der doofe Epilog im letzten Harry Potter Band). Katniss finde ich als Figur zwar sehr interessant, aber auch etwas "blass".Etwas mehr Tiefe hätte ihr gut getan. Dennoch war es die beste Trilogie, die ich seit langem gelesen habe.

vom 26.01.2011, 20.53
Antwort von SaschaSalamander:

jau, kann ich alles so unterstreichen, was Du geschrieben hast *nick*, ging mir beim Lesen genauso ...

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