SaschaSalamander

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Tampopo

tampopo_1.jpgTAMPOPO bedeutet Pusteblume. Und Tampopo ist der Name einer jungen Frau, die nach dem Tod ihres Mannes alleine das Nudelsuppen-Restaurant weiterführt. Leider wenig erfolgreich, die Kunden bleiben aus. Eines Tages kehrt der Lastwagenfahrer Goro bei ihr ein, und er beschließt ihr zu helfen bei der Suche nach dem besten aller Rezepte. Dafür müssen Tampopo und ihre Freunde in fremden Küchen spionieren, sie linst durch fremde Schlüssellöcher, wühlt in Mülltonnen, und sie muss hart trainieren, um körperlich der Arbeit gewachsen zu sein.

Eine ausführliche Rezension würde sehr lange dauern, zuviel habe ich zu diesem Film zu sagen, zusehr hat er mich begeistert, zu wenig Zeit habe ich dafür, jede einzelne der Episoden hätte eine ausführliche Besprechung verdient. Daher meine Gedanken wieder als Notizen:

- der Film stammt von 1985, ist schon sehr alt. Und beweist, dass auch ohne große Special-Effects ganz wunderbares Kino möglich ist

- es ist ein Episodenfilm. Häufig kommt eine Person ins Bild, die Kamera folgt statt den Protagonisten nun einer anderen Person über die Straße, in die Wohnung, dort erlebt der Zuschauer verschiedene Episoden. Allen gemeinsam ist, dass sie vom Leben, Sterben und vor allem Essen handeln. Eine Mutter kocht ihre letzte Mahlzeit für die Familie, ein Geschäftsmann stellt seine Kollegen im Restaurant bloß, ein Paar baut Nahrung in sein Liebesspiel ein, eine junge Austernfischerin verliebt sich in einen Geschäftsmann, junge Asiatinnen versuchen westliche Essmanieren zu erlernen. Manche der Szenen hängen zusammen, andere stehen für sich und sind scheinbar völlig off topic, nur verbunden durch das Thema "Nahrung"

- Essen ist Erotik pur. Lust, Leidenschaft, Genuss und Sex, sie gehen Hand in Hand. Selten habe ich einen so hocherotischen Film gesehen, in dem keine im klassischen Sinne erotische Szene gezeigt wurde. Dennoch ist es nicht als Erotikfilm einzuordnen, wer ihn allein aus diesem Grund ansieht wird enttäuscht werden

- Genremix. Viele Elemente aus Western (Halstuch, Cowboyhut, Kleidung, Raufereien, das Ambiente, die staubigen Straßen uvm), aber auch Krimi bzw Gangsterfilm (Noir-Stil), Komödie. Und natürlich Asia

- sehr schön, wie das Essen hier gewürdigt wird: nicht einfach hinunterschlingen, sondern dem Tier danken, welches für das Fleisch sterben musste. Die Suppe nicht einfach schlürfen, sondern zärtlich mit dem Besteck über die Oberfläche fahren, die Zutaten berühren, die Fettaugen betrachten, die Komposition bewundern. Essens-Meditation als Vorbild, voller Achtsamkeit und Bewusstheit

- obwohl es kleine Episoden sind, obwohl es nur um das Kochen von Nudelsuppe geht - es ist spannend, ich konnte den Film nicht einfach ausschalten und etwas anderes tun, hing gebannt mit den Augen auf der Leinwand, habe viel gelacht und gestaunt und mitgefiebert

- Der Soundtrack ist klasse, macht Laune und passt sehr gut zum Film, unterstreicht die jeweilige Handlung, macht den Film abwechslungsreich und lebendig

- eine Szene war sehr heftig, das gäbe es heute nicht mehr: ein Tier wird vor laufender Kamera getötet und verspeist. Doch auf der anderen Seite - Nahrung ist ein Kreislauf von Leben und Sterben, und ich halte es nicht für verkehrt, dass es so direkt gezeigt wurde, es passt perfekt in den Film und symbolisiert, weshalb es wichtig ist, sein Essen achtsam und voller Respekt zu verzehren

- eine sehr schöne ausführliche Rezension findet sich beim >Tofu Nerdpunk<, wo ich auch auf den Film aufmerksam wurde

SaschaSalamander 09.04.2013, 09.06

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von El Tofu

Ist jetzt grad auch in einer Asia Collection mit drei anderen Filmen rausgekommen. Liegt hier auch noch ungesehen rum.

vom 17.04.2013, 23.31
Antwort von SaschaSalamander:

Dann bin ich gespannt auf weitere hilfreichen Rezis :-)
1. von El Tofu

Schön :) Konnte ja mittlerweile einige davon überzeugen den Film zu sehen. Schön das er so gut ankommt.

vom 17.04.2013, 02.34
Antwort von SaschaSalamander:

und es ist gut möglich, dass er bald in meinem Regal steht, hab ihn mir schon auf die Liste gesetzt, weil er einfach zu genial ist

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