SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Steam Noir

VORAB

STEAM NOIR - KUPFERHERZ kann man aus vielen Sichtweisen beschreiben, und ich muss zugeben, dass die Vielfalt der Themen und Sichtweisen mich als Rezensent fast etwas überfordert. Es ist ein grandioses Werk, dem ich gerne den gebührenden Beifall zollen möchte, allerdings kenne ich mich mit Comics sogut wie überhaupt nicht aus. Ich lese gerne Mangas und frankobelgische Sachen, aber das kann man mit den Werken dieser Art nicht vergleichen, sodass ich auch kaum Bezugspunkte habe. Trotzdem möchte ich versuchen, diesen Band so gut als möglich vorzustellen.

INHALT

Der Bizarromant Heinrich Lerchenwald, der Robotermensch Herr Hirschmann und Frau D arbeiten als Ermittler. Sie werden zu einem Fall gerufen, der sehr sonderbar erscheint: eine Seele drang in ein Haus, und es wurde die Leiche eines Mädchens gestohlen, welches wohl vor vielen Jahren eingemauert wurde. Bald darauf stürmen Mitglieder des kalendarischen Ordens die Räume von Lerchenwald und bedrohen ihn, er solle das Kupferherz herausgeben. Welches Kupferherz? Als Lerchenberg bald darauf eine Hand verliert, wird ihm von einem Gönner ein technisches Wunderwerk zum Ersatz geboten. Wer ist dieser geheimnisvolle Spender, der sich so gut auf die technische Umsetzung menschlichen Lebens versteht? Was hat es mit dem eingemauerten verstorbenen Mädchen auf sich?

OPUS ANIMA

Es ist mir kaum möglich, über STEAM NOIR zu schreiben, ohne zuvor OPUS ANIMA zu erwähnen. Offen gesagt stelle ich es mir für jemanden, der dieses Rollenspiel nicht kennt, auch sehr schwer vor, den Comic - der die Umsetzung einer Geschichte dieses Universums darstellt - zu verstehen. Es gibt im Rahmen der Handlung zwei, drei Einschübe mit Erklärungen, und im Anhang der Geschichte sind weitere Informationen zu finden. Doch das Regelwerk ist dick, die Welt und ihre Bewohner an sich sehr komplex. Ich denke, man kann das Werk auch ohne dieses Hintergrundwissen lesen, allerdings entgeht einem sehr viel an zusätzlicher Information zwischen den Zeilen, die man zwar nicht vermisst aber welche die Geschichte um sehr viele Facetten bereichert. Bei der Signierstunde meinten die beiden Autoren dagegen, dass zuviel Hintergrundwissen vielleicht sogar ungünstig sei, da man sich zuviele Gedanken mache über Dinge, die den Genuss eher schmälern würden. Nun, das soll jeder Leser für sich entscheiden ;-)

OPUS ANIMA und somit auch STEAM NOIR ist eine Mischung aus Krimi, Sci-Fi, Fantasy, Noir, Horror, Goth, Mystery, Steampunk. Etwas so eigenes, dass man eigentlich schon ein neues Genre dafür erfinden müsste. Doch, man sollte schon etwas schräg sein und einen Hang für düstere Geschichten haben, wenn man sich mit OPUS ANIMA und STEAM NOIR befasst.

ZEICHNUNGEN, ERZÄHLWEISE

Die Bilder sind düster. Als "hübsch" kann man sie nicht bezeichnen, aber das ist auch nicht gewollt. Dafür sind sie gekonnt und eindringlich. Markante Gesichter, denen man das anstrengende Leben ansieht. Kein unnötiger Hintergrund, nur dunkle Schattierungen in den leeren Flächen der Panels. Ich lese den Comic mehrfach, denn er hat sehr viele Aspekte. Zum einen natürlich die Handlung, die man schnell erfassen möchte, also flink das erste Mal lesen und auf die Handlung achten. Beim zweiten Mal dann gilt es die Bilder zu bewundern, auf die Hintergründe zu achten, dabei entdeckt man auch den kleinen JAKOB aus gleichnamigem Comic sowie kleine Besonderheiten und Eigenheiten, die der Geschichte zusätzliche Dichte verleihen. Und ein drittes Mal sollte man lesen, ohne sich von den Bildern und der äußeren Handlung ablenken lassen, sich dafür auf den Subtext konzentrieren. Denn Vieles ist unausgesprochen, viel Inhalt wird zwischen den Zeilen vermittelt, es bleibt sehr viel Raum für eigene Interpretationen, was der Geschichte einen zusätzlichen Reiz verleiht.

BIZARR, DÜSTER, KREATIV

Es gibt so viel, was ich gerne erzählen würde, und doch fällt es mir ausnahmsweise enorm schwer, all dies in Worte zu fassen. Dies liegt vor allem daran, dass Felix und Benjamin in ihren Werken sehr viel transportieren, das weniger mit dem Verstand erfasst als vielmehr erspürt werden muss. Es ist eine komplett neue Welt, in die sie den Leser entführen. Maschinenmenschen, ein Mensch mit Teekessel als Kopf, umherwandernde Seelen von der Toteninsel, mechanische Herzen, Bizarromanten, und all das in einer alltäglichen Selbstverständlichkeit. Einzelne Dialoge, die auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken und erst bei tieferem Erfassen des Inhalts ihren Hintergrund offenbaren, für jeden Leser etwas eigenes bedeuten mögen. STEAM NOIR kann man nicht erklären, man muss es erleben. Und selbst, wenn ich es noch auf zehn Seiten versuchen würde zu beschreiben - man muss es selbst gelesen haben, alles andere sind nur hohle Worte.

FAZIT

KUPFERHERZ ist der gelungene Auftakt einer Reihe, die auf vier Bände ausgelegt ist. Unerträglich, dass es bis zum nächsten Band noch knapp ein Jahr dauern wird, man möchte es nicht mehr aus der Hand legen, und sobald man fertig ist, blättert man auf die erste Seite und fängt noch einmal von vorne an. Für alle Fans von Steampunk, Gothic, Horror und anspruchsvoller Dark Fantasy ein absolutes Muss!

SaschaSalamander 16.12.2011, 18.51

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