SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Mord in Serie 22 - Safe House

Klappentext: Der resignierte Kriminalbeamte Matthias Euler und seine Kollegen werden zum Schutz einer wichtigen Zeugin abgestellt. Doch statt eines modernen Safe House am Rande der Stadt, erwartet sie als Unterschlupf ein heruntergekommener Plattenbau in Halle-Neustadt. Wäre das nicht bereits übel genug, scheint es einen Maulwurf in ihren Reihen zu geben. Als der Gangsterboss Broski ein Kopfgeld aussetzt, geht es ums nackte Überleben.


Erst einmal vorab: die Folge fühlte sich für mich extrem kurz an. Das lag einerseits an der vielen Action gegen Ende (da vergeht natürlich die Zeit), andererseits aber auch an der für meinen Geschmack eher geradlinigen Handlung. Diese lässt sich im Grunde sehr knapp wiedergeben und wurde für die rund 60 min, die es dauert, ziemlich gestreckt durch die Dialoge zu Beginn oder die Actionmomente gegen Ende. 

Daher also direkt zum Spannungsbogen: Die Story beginnt recht geradlinig, die Polizisten sollen eine Kronzeugin bewachen, ungewöhnlich ist nur der Ort. Dort kommt es natürlich auch direkt zu Begegnungen mit den dortigen Bewohnern. Dann gibt es auf dem Zimmer einiges an Gesprächen, Überlegungen, Gedanken. Wie zu erwarten ist es nicht so, wie es scheint (ich wartete nur darauf, wann es auch den Protagonisten klar wird), und dann eskalieren die Ereignisse, bis es ziemlich rasant abgeht und eine wilde Jagd bis zum Finale beginnt. Ist in diesem Kontext okay, wüsste nicht, wie man es anders machen sollte, hat mir persönlich aber überhaupt nicht zugesagt da einfach zu "klassisch". Wagt die Reihe gelegentlich Experimente oder bringt unverbrauchte Ideen, war es hier halt eine Folge unter vielen. 

Aufmachung also insofern prima, als man langsamer einsteigt, den Twist erlebt und dann der (etwas längergezogene) Showdown. Von der Idee her allerdings fand ich das ziemlich vorhersehbar und offensichtlich. Im Vergleich zu den restlichen Folgen wirken mir das Setting und die Umsetzung etwas lieblos, mir fehlt das "gewisse Etwas", das die Folgen sonst oft auszeichnet. Hier begegnet man einfach zu vielen Elementen, die man schon in anderen Hörspielen und Filmen kennt: Kronzeugin, Maulwurf, Gangsterboss, heruntergekommene Gegend, Ghettokids, Betrug, Verfolgungsjagd. Charaktere archetypisch wie aus einem simplen Gangsterkrimi.

Inhaltlich also etwas für schnell mal zwischendurch. Erfordert wenig Aufmerksamkeit, bietet Kurzweil und ist gewohnte Mord in Serie - Kost. Ist okay, für mich in dieser Folge aber etwas unter der Erwartung geblieben. 

Was mir dagegen gefiel, das war vor allem das Setting. Ja, schon oft dagewesen, kein Novum. Aber als Hörspiel sehr schön umgesetzt. Man erlebt (akustisch und durch die Beschreibung) richtig die Plattensiedlung in ihrer Trostlosigkeit, den Müll auf den Straßen, die Graffities an den Wänden, irgendwo schwingt eine leere Schaukel, und der Sandkasten dient eher als Katzenklo als dass man sein Kind zwischen den Heroinspritzen dort unbeaufsichtigt spielen lassen würde. 

Dazu passen auch sehr gut die Soundeffekte, die Untermalung, die Musik, alles lässt Bilder im Kopf des Hörers entstehen, die ziemlich eindrücklich sind. Gerade durch die eher langsame Einleitung ist hier sehr viel Zeit, diese Kulisse aufzubauen. 

Die Riege der Sprecher ist wie gewohnt professionel besetzt. So finden sich zum Beispiel Robin Brosch, Jenny Böttcher, Tim Knauer, Daniel Welbat, Gerrit Klein, Michael Che-Koch, Jürgen Thormann und viele weitere in der aktuellen Folge. 

SAFE HOUSE ist also eine Folge, die diesmal inhaltlich recht alltägliche Kost zu bieten hat, dafür mit Atmosphäre und einer wie von Contendo gewohnt sehr guten Machart punktet. Wer es gerne filigraner mag, wird sich nicht sofort mit der Folge anfreunden. Wer dagegen Gangsta-Feeling, Bad Boys und das Ghetto liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. 

SaschaSalamander 08.06.2016, 15.22

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