SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Lupus in Fabula 01

Klappentext: Im Zentrum der Geschichte steht der Agent J, der mit seiner Partnerin Ace die Grenzfälle des"Federal Bureau of Investigation" bearbeitet. Denn mitten unter uns leben übernatürliche Wesen, sogenannte "Metahominidae", deren Lebensweisen manchmal im direkten Gegensatz zu denen gewöhnlicher Menschen und ihrer Gesetzesgebung stehen. Zur Seite steht ihnen der geheimnisvolle Sky, der dem gut aussehenden J immer wieder Informationen zuspielt...


Von Kamineo und Kamoi las ich 2014 bereits den Manga >Alpha2<, der mir sehr gut gefiel. Zwar waren die Zeichnungen noch etwas ungeübt, der warmherzige Stil und überaus sympathischen Charaktere sorgten allerdings dafür, dass der Titel den dauerhaften Weg in mein Regal fand. 

LUPUS IN FABULA ist der erste Band eine Reihe von Kamineo, die Zeichnerin hat also hier nun zusätzlich das Storyboard übernommen. Was ich nicht schlecht finde, denn erzählen kann sie wirklich sehr gut! Die Geschichte beginnt mit einer Art Epilog, ein Mann springt völlig ohne Grund aus dem Fenster, und das Ergebnis wird recht drastisch und blutig dargestellt, aber auch mit viel schwarzem Humor der beteiligten Polizisten. Es macht mächtig neugierig: was war da los, wie kam es dazu? 

Dann wird der Leser an die Protagonisten herangeführt und lernt die Welt, in der die Handlung spielt, etwas besser kennen. Urban Fantasy, also moderne Mythologie, mitten in der Großstadt. Indem Ace, neue Special Agent an der Seite von J Wolkow, an ihren Job herangeführt wird, erfährt der Leser mit ihr immer mehr über die Magie des Manga, über Einhörner, Werwölfe, Hexen und Voodookult. In seiner Machart erinnert es sehr an MIB oder die die Serie Grimm, wo der Hauptcharakter unerwartet mit mythischen Wesen konfrontiert wird und nun den organisierten Kampf aufnimmt. Auch ein Gegenspieler deutet sich im ersten Band bereits an, und ich hoffe, dass wir nicht so lange warten müssen! Band 2 ist für August angekündigt, eine Eeeeewigkeit *seufz* ... 

Die Dialoge sind witzig und realistisch, sehr lebensnah. Die Dynamik der Charaktere wird dadurch greifbar, und man schließt sie sofort ins Herz. Die Sticheleien, Missgeschicke, Pannen, Fehltritte, aber auch die vorsichtigen Annäherungen, all das wirkt so authentisch, dass ich wirklich überrascht war. Auch einen süßen pelzigen Sidekick gibt es, und ich habe in einigen Szenen herzhaft gelacht.

Man merkt, dass Kamineo langsam in ihren Stil findet, sie hat sich seit Alpha2 sehr verbessert, und ich mag die Zeichnungen sehr, weil sie individuell und markant sind. 

Noch immer sind die Figuren in Gesichtern, Kleidung und Frisuren eher schlicht gehalten. Aber das gefällt mir. Denn viele Zeichner, die so übermäßig viele Details zeichnen, haben oft das Problem, dass am Ende dennoch alle Gesichter gleich aussehen. Hier nicht. Sie wirken eher skizziert, aber dafür wird sehr viel Wert auf Unterscheidungsmerkmale gelegt, was jemandem wie mir (Probleme mit Gesichtern) extrem entgegenkommt. Ein Tattoo hier, ein Piercing dort, der Kleidungsstil unterscheidet sich, die Frisuren sind sehr unterschiedlich, die Charaktere haben unterschiedlichen Körperbau, unterschiedliche Körpergröße, ihre eigenen Posen und Bewegungsabaläufe. Münder und Augen sind oft eher angedeutet, dafür aber sehr aussagekräftig.

Sie konzentriert sich auf das, was gerade wichtig ist. In Dialogen und mit Menschen gibt es wenig Hintergrund, da hat die Person Priorität. Bei der Darstellung einer atmosphärischen Szene (City, Wald, Zimmer, Fahrzeug) wiederum wird sehr genau geschildert, wie es gerade aussieht. Die Konzentration des Lesers wird somit immer auf das Wesentliche gelenkt, und dies wird liebevoll dargestellt, ob Mensch oder Natur.

Es gibt keine erotischen Momente (Küssen, Bettszene), dennoch ist der Manga überraschend heiß. Viel unterschwellige Erotik in den Posen und Blicken, im Umgang der Charaktere miteinander und in den Dialogen. Ich kann mir jede Menge Fanart dazu vorstellen, die sich anbieten würde. Freunde hetero- wie auch homosexueller Neigungen kommen auf ihre Kosten, weil sich sehr viel interpretieren lässt und sowohl Männer als auch Frauen sehr ansprechend dargestellt werden. 

Ebenfalls positiv hervorzuheben: es gibt hier keine platten Stereotype, die Charaktere wurden sehr gut herausgearbeitet. So ist J kein Macho, kein Softie, sondern ein ganz normaler Mann. Nicht übermäßig bärig, aber auch nicht extrem glatt, sondern ... naja, "normal" eben, wie ein echter Mann, nicht wie eine klischeebeladene Mangafigur. Er verhält sich  manchmal alphamäßig, aber er kann auch zurückhaltend sein, hat eine weiche Seite. Ace scheint gerne mit ihren weiblichen Reizen zu provozieren, nicht auf die laszive, eher auf die verspielte Seite, dabei ist sie aber tough. Sie ist keine stahlharte Lara Croft, kein niedliches Püppchen, sondern eine junge, selbstbewusste Frau, die zu ihrem Frausein steht, das ist sehr anziehend und normal. 

Alles in allem ein sehr schöner Manga, der erfrischend individuell ist und sich nicht in eine Schublade packen lässt. Ungewöhnlicher Zeichenstil, herzliche Charaktere, jede Menge Spannung und Humor. Ich kann die Fortsetzung kaum erwarten!

SaschaSalamander 16.05.2016, 09.12

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