SaschaSalamander

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Lady Bedfort 56 - Die Stimme des Zweifels

bedfort56_1.jpgINHALT

Professor Portman ist zurückgekehrt nach Broughton, er und die Lady freuen sich über das Wiedersehen. Doch bald wird Portmans Freude überschattet von dem Besuch seines Neffen, der blutüberströmt vor der Tür steht und Hilfe einfordert. Lady Bedfort spürt natürlich sofort, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und zieht sofort die Verbindung zum Überfall auf einen Geldtransporter. Wie es aussieht, scheint der Professor ebenfalls in die Sache verwickelt, und weil Miller aufgrund eines bloßen Verdachtes nicht ermitteln kann, setzt die alte Dame wieder einmal ihren sturen Kopf durch und fasst einen eigenen Plan zur Überführung des Täters.


NEUE HAUPTROLLE

Die aktuelle Folge ist in mancher Hinsicht etwas Besonderes, und mit Margot Rothweiler als neuer Stimme für Lady Bedfort hat sich einiges geändert. Der Hörplanet und die bisherige Sprecherin müssen sich nicht dafür rechtfertigen, und Privatsphäre geht vor Sensationsjournalismus, das ist für mich absolut okay. Mitten während einer Produktion plötzlich den Hauptcharakter auszuwechseln birgt immer ein Risiko, und kein Label würde dies tun, wenn nicht triftige Gründe vorliegen. Von daher will ich das auch gar nicht infrage stellen sondern habe mich überraschen lassen, wie sich dies nun auf die erste Folge mit der "neuen" Lady auswirkt. Die ersten Hörproben könnten mich offen gesagt nicht allzu sehr überzeugen, und ich war dieses Mal extrem skeptisch. Und es hat auch einige Tracks gedauert, bis ich langsam "reinkam" und nicht mehr ständig dachte "hä, wer ist das". Ich bin sicher, so wird es jedem Hörer gehen: es ist ungewohnt, und mit alten Gewohnheiten bricht man nicht gern. Aber man sollte erst einmal abwarten ;-)


VERGLEICH RATTHEY, HABICHT, ROTHWEILER

Ich finde Frau Rothweiler wesentlich jünger als die beiden anderen Damen, und sie hat eine komplett andere Klangfarbe. Während ich mich mit Frau Habicht sofort "anfreunden" konnte und ihre Art schon in der ersten Folge sehr mochte, wird es hier wohl eine Weile dauern, bis ich mich an die neue Stimme gewöhnt habe, bis ich auch zu dieser Stimme ein passendes Gesicht beim Hören vor mir haben werde.

Auch in manch anderer Hinsicht waren Ratthey und Habicht sich sehr ähnlich. Beide waren die Kategorie "gewitzte alte Dame, die sich gut verstellt". Besonders die erste Lady griff gerne auf den Trick zurück, sich als hilfloses Mütterlein zu präsentieren und dadurch an einige zusätzlichen Informationen zu gelangen. Dies würde nicht zur neuen Stimme, zur neuen Lady passen, der Hörer würde ihr diese Rolle wohl nicht abkaufen, sie wirkt fitter, rüstiger und vitaler. Dafür kann ich mir vorstellen, dass sie vielleicht einige Dinge selbst in die Hand nehmen wird, die der bisherigen Clara wohl körperlich nicht möglich gewesen wären. Gelungen war in der aktuellen Folge zum Beispiel der gefährliche Alleingang am Ende, der gut zu der powergeladenen neuen Stimme passt.

Was ich außerdem positiv finde: Frau Rothweiler hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ihre Stimme geht nicht in der Masse unter, sie hebt sich von den anderen Sprechern ab, so wie es auch schon bei den ersten beiden Sprecherinnen der Fall war. Das finde ich überaus wichtig, denn die Hauptrolle muss unverwechselbar sein, darf keinem anderen Charakter ähneln und sollte auch unabhängig von der Serie eine Art "Markenzeichen" einer Serie darstellen (schade finde ich, wenn Hörspiele durchweg mit Hauptcharakteren besetzt sind, die auch schon in fünf anderen Serien die wichtigste Rolle innehatten, dadurch verliert eine Serie an Charakter und Originalität, so gelungen sie ansonsten auch sein mag. Der "Titelheld" ist einfach das Markenzeichen, und das sollte unverkennbar sein).

Doch ich denke, ich werde auch mit Frau Rothweiler bald gut klarkommen. Ihre Stimme vermittelt ein angenehmes Selbstvertrauen, das für die Lady perfekte Maß an Aufdringlichkeit aber vor allem auch die Wärme und Herzlichkeit, die den Charme der Serie ausmacht. Aber ich brauche noch ein wenig, mich daran zu gewöhnen. Was jedoch nicht zu einem Punktabzug führt, denn diese Phase der Umgewöhnung bringen Änderungen eben mit sich.


WEITERE CHARAKTERE UND SPRECHER


Tim und Vivien sind dieses Mal außen vor. Dafür erwartet die treuen Fans eine Begegnung mit dem Anthropologen aus der ersten Folge der Serie, DAS GRAB IM MOOR. Er war mir schon damals sehr sympathisch, und ich dachte mir, dass man doch mehr aus dieser Rolle machen könnte. Ein alleinstehender alter Herr, der gut zu der verwitweten Dame passen könnte. Während Tim eher der Gegensatz ist, der die Lady anzieht (er wirkt auf mich oft recht unselbständig und etwas zu gemütlich), ist der Professor das männliche Gegenstück zur Lady, gewitzt, neugierig und sie würden ein interessantes Gespann abgeben, wenn sie gemeinsam ermitteln. Die Handlung lässt den Hörer bereits ahnen, dass Prof. Thomas Portman nun wohl häufiger auftreten wird, und es ist von Seiten des Hörplanet auch angedacht, den Charakter nun fester in die Folgen zu integrieren. Ich bin sehr gespannt, was sich zwischen Clara und Thomas entwickeln, vor allem wie sich das auf die Freundschaft zu Tim auswirken wird. Mit dieser Folge wurde ein neuer Spannungsbogen geschaffen, der als Nebenhandlung zu den Kriminalfällen sehr vielversprechend scheint.

Mit Thomas Petruo und Rainer Fritzsche finden sich in den Nebenrollen wieder einmal zwei neue Sprecher beim Hörplaneten. Beide haben bereits als Synchronsprecher  Erfahrung, und entsprechend professionell agieren sie auch hier. Mit Petruo dürfte man wohl bald die komplette Belegschaft der "Ananas ganz tief im Meer" beisammen haben: Ziesmer, Kluckert, Petruo, Pan, Prüter, Rothweiler, bei der Lady treffen sie sich alle wieder ;-)


STORY, AUFBAU, DIALOGE

Die Story ist diesmal eine angenehme Mischung: man kann ihr leicht folgen, sie ist nicht allzu komplex. Trotzdem werden geschickt einige falsche Fährten ausgelegt und bleibt es bis zum Ende hin spannend. Es ist eine Folge, bei der auch der Hörer ein wenig miträtseln kann, denn mit logischem Denken und geschicktem Kombinieren der Aussagen des Zeugen und durch genaues Hinhören bei den Dialogen kann man einige Hinweise erkennen. Nachdem sich einige Verwicklungen andeuteten, war ich gegen Ende dann allerdings etwas enttäuscht, als es sich recht schnell auflöste und gar nicht so kompliziert war, wie es stellenweise den Anschein hatte. Ich denke, man hätte ein bisschen mehr aus der Story herausholen können. Aber dafür bieten die aufgeklärten Punkte immerhin eine gute Basis für die kommenden Folgen und die Freundschaft zwischen der Lady und dem Professor.

Wenn ich von der Geschichte zum Ende hin auch etwas enttäuscht war, was mir dafür umso besser gefiel, waren dieses Mal die Dialoge. Die sind Marc Freund - inzwischen ein "alter Hase", der inzwischen über zehn Folgen für die Serie schrieb - wirklich sehr gut gelungen. Die Gespräche sind pfiffig, und ich musste einige Male schmunzeln. Ob es am Skript liegt, oder ob es Frau Rothweiler ist, die etwas mehr Pfeffer in die Szenen legt, kann ich schwer sagen, aber ich empfand die Gespräche als eine gelungene Mischung aus dem Biss von Ratthey und der Herzlichkeit von Habicht. Wenn man sich an die Stimme erst noch gewöhnen muss - ihre Art gefällt bereits, und sie passt perfekt in die Serie. Man kann sich zukünftig wohl darauf gefasst machen, dass es in diesem Stil weitergehen wird. Denn Rothweiler aka Clara geht stur ihren eigenen Weg. Miller sagt in der aktuellen Folge treffend: "Sie haben sich sogar für meinen Geschmack zu weit vorgewagt". Na, wir hoffen doch, dass sie das noch öfter tun wird ...

Was dem Autor ebenfalls sehr gut gelungen ist, das ist die Balance zwischen dem Kriminalfall und der persönlichen Entwicklung der Charaktere. Beide, sowohl Fans der Lady, als auch die reinen Krimiliebhaber, kommen voll auf ihre Kosten.


MUSIK

Zur Musik gibt es dieses Mal nicht viel zu sagen. Was mir immer wieder auffällt: die Musik ist jedes Mal anders, hat einen ganz eigenen Stil, und trotzdem ist sie klar zu erkennen als "Lady Bedfort". Auch das ist etwas, das mir für eine Serie sehr wichtig ist und das meiner Ansicht nach zum Erfolg beiträgt: Abwechslung mit Wiedererkennungswert.


FAZIT

Mit der aktuellen Folge schlägt der Hörplanet in vielerlei Hinsicht einen Bogen zur ersten Episode, und in gewisser Hinsicht ist DIE STIMME DES ZWEIFELS auch eine Art Neuanfang. Die Lady hat eine neue Stimme, und ein neuer Charakter wird in die Serie eingeführt. Für die Hörer bedeutet das vor allem erst einmal, sich umstellen zu müssen. Einfach fiel mir der Wechsel dieses Mal nicht, aber Frau Rothweiler macht es den Hörern leicht sie zu mögen. Die Handlung selbst beinhaltet einen soliden Fall, der aber trotzdem noch genügend Freiraum lässt für all die Änderungen und Nebenstränge der Geschichte.

Trotz anfänglicher Skepsis - es gab zwar schon bessere Folgen, aber insgesamt finde ich es dieses Mal wieder rundum gelungen und freue mich bereits auf die nächsten Folgen mit Frau Rothweiler.

Wertung: 8,5 von 10 geheime Botschaften

SaschaSalamander 14.09.2012, 08.35

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