SaschaSalamander

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Knast oder Kühlfach

KNAST ODER KÜHLFACH ist der fünfte Band um den toten Autoknacker Pascha. Es ist selten, dass ich bei einer fortlaufenden Reihe wirklich alle neuen Titel bespreche, denn irgendwann gibt es einfach nichts mehr zu sagen. Doch bei Pascha ist das nicht der Fall. Immer wieder denke ich "na, was soll denn jetzt bitte noch kommen", und immer wieder bringt Autorin Jutta Profijt wieder etwas Neues, mit dem sie mich begeistert. 

Die Ausgangslage dieses Mal ist folgende: als Martin und Freunde bei einem gemütlichen Essen im Restaurant sitzen, wird Gregor plötzlich festgenommen. Gregor, Paschas Lieblingspolizist und Martins bester Freund, soll angeblich seine Exfrau getötet haben. Und statt es zu leugnen, schweigt er einfach. Natürlich glauben alle an seine Unschuld, doch eine leise Stimme nagt, denn absolut alles spricht gegen ihn. Gregors Freunde möchten ihm helfen, geraten aber in den Konflikt, die offiziellen Ermittlungen zu behindern. Pascha dagegen kann ungestört zwischen den Schauplätzen hin und her flitzen und schnappt so allerhand Wissenswerte auf. Zu dumm, dass nur alles keinen Sinn zu ergeben scheint. Und wo erst ein Mord stand, steht er plötlich vor mehreren Straftaten, die wohl irgendwie zusammenhängen.


Über das Konzept der Reihe möchte ich gar nichts mehr weiter schreiben (Paschas Sprache, die Gegensätze der unterschiedlichen Charaktere, etc). Das habe ich in den bisherigen Rezensionen bereits ausführlich getan:


Profijt nutzt diesmal die Möglichkeit, Pascha rückblickend erzählen zu lassen. Denn der Geist begleitete Gregor gerne bei seiner Arbeit und kann nun die vergangenen Geschehnisse revue passieren lässen, während er sie mit den aktuellen Ereignissen zu verknüpfen versucht. Diese Zeitsprünge fügen sich problemlos in die Handlung (normalerweise empfinde ich so etwas in den meisten Büchern als Störung des Erzählflusses, hier jedoch nicht). 

Als geübter Krimileser ärgere ich mich oft, wenn die Protagonisten mal wieder auf der Stelle treten, während ich bereits die Richtung oder gar den Täter kenne. Hier in KNAST ODER KÜHLFACH war das Gegenteil der Fall. Beinahe schon ärgerte ich mich (im positiven Sinne, dieses Kribbeln steigerte den Lesefluss ungemein), weil ich einfach nicht erkennen konnte, was hinter all den Ereignissen steckt. Vor allem Paschas Erzählperspektive ist wieder höchst faszinierend, weil er zwar mehr sieht als normale Menschen, dafür aber trotzdem nur Bruchteile mitbekommt. Wenn er etwa zu einer Situation hinzustößt und nicht weiß, wie die erhaltenen Informationen zu verstehen sind. Kann es wirklich sein, dass sich Gregors engste Freunde abwenden? Und warum schweigt er zu dem Vorwurf? Was geht in Karpis (meine neue Lieblingsfigur, die hoffentlich noch öfter in den Folgebänden auftauchen wird) Keller vor, wo nicht einmal Pascha den Elektroschutzwall durchbrechen kann?

Wirklich clever, was Jutta Profijt (Paschas wortwörtliche Ghostwriterin) dieses Mal erdacht hat. Reihe hin oder her, ich kann von diesem rotzfrechen Macho einfach nicht genug kriegen. Und auch, wenn das Buch in sich geschlossen ist, bietet das Ende bereits einen Ausblick auf das, was (nicht kriminaltechnisch, aber im privaten Umfeld) Pascha erwarten wird.

SaschaSalamander 27.11.2014, 08.46

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