SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Breath of Flowers

BREATH OF FLOWERS - Untertitel: Mein Traumprinz ist eine Prinzessin

Klappentext: Azami kann die Leidenschaft ihrer Freundinnen für Girls-Love-Manga nicht nachvollziehen. Sie mag NUR Jungs, vor allem den gut aussehenden Gwen. Er ist intelligent, sportlich, ein bisschen älter als sie und unfassbar süß - eben der ideale Freund. Doch dann entdeckt Azami, dass Gwen in Wirklichkeit ein Mädchen ist.


Ich bin immer neugierig auf Körpertausch, Rollenwechsel, sei es Fantasy, Historisch, Real, sei es mit Trans-Hintergrund oder einfach nur als Verkleidung. Da ist ein Drama genauso spannend wie eine herrlich schräge Verwechslungskomödie. Bin also recht offen und freue mich über Abwechslung. Deswegen sprang dieser Klappentext mich sofort an, und ich war sehr gespannt.

Dass Gwen ein Mädchen ist, erfährt man bereits auf der vierten Seite. Auch, dass sie nicht trans ist sondern sich verkleiden musste, um in die Basketballmannschaft aufgenommen zu werden (hier denke ich sofort an den Manga HANA KIMI). Und prinzipiell bietet die Frage nach Liebe, Neigung, Identität und Geschlecht eine Menge Möglichkeiten, sowohl in der Entwicklung der jeweils einzelnen Charaktere wie auch gemeinsam in ihrer Beziehung. Auch mit dem sozialen Umfeld lässt sich viel machen, sei es durch Unterstützung oder Ablehnung. Das Versteckspiel bietet ebenfalls einige Möglichkeiten, in humorvoller Hinsicht ebenso wie auf der Drama-Ebene.

Und da sehe ich das Problem: der Manga kann sich nicht entscheiden, was er sein will. Die Charaktere verhalten sich meiner Ansicht nach extrem widersprüchlich und wissen nicht, was sie wirklich wollen. Eine guter Ansatz, denn tatsächlich ist Azami ja erst einmal völlig vor den Kopf gestoßen und muss begreifen, was da in ihr vorgeht und dass ihre Gefühle im Widerspruch zu ihren bisherigen Überzeugungen standen. Doch die Umsetzung ist leider nicht gelungen.

Es gibt zwischendurch witzige Momente, die aber nicht wirklich zünden, weil das Thema in diesem Moment einfach zu ernst ist. Aber den Ernst und das Drama kaufe ich ebenfalls nicht ab, denn dazu verhalten sich die Charaktere zu kindisch und unreif. Eigentlich geht es mehr um ein Eifersuchtsdreieck als um die Beziehung zwischen den beiden. Oder, platt gesagt: die machen in diesem Manga alle unnötige Dramen, wo keine sind. Und dabei übersehen sie das, worauf es eigentlich ankäme. Im Shojo-Genre gehört das ja fast zum guten Ton (ich lese auch gerne Shojo, meine Aussage soll also nicht abwertend gemeint sein), hier wirkt es aufgrund der Machart und Erzählweise aber einfach nur unpassend und störend.

Gwen ist ein wandelnder Widerspruch. Aus Spoilergründen möchte ich hier nicht zu weit greifen, aber ich habe einige Male ratlos mit dem Kopf geschüttelt. Zugegeben: es ist menschlich, nicht zu wissen, was man will. Und es ist zutiefst verständlich, gerade in der Pubertät, wenn man auch gegensätzliche Ziele im Leben verfolgt und sich zerrissen fühlt. Doch da es keinen Einblick in Gwens Empfinden gibt und die Geschichte aus Azamis Sicht erzählt ist, wirkt diese Figur einfach nur konfus und unzureichend durchdacht. Entsprechend ist auch Azamis Verhalten auf Gwens Reaktionen stellenweise völlig fehl am Platz bzw für den Leser nur schwer nachvollziehbar.

Auch der Mange selbst wirkt auf mich insgesamt sehr undurchdacht. Es fehlt ein roter Faden, ein Grundkonflikt: viele Konflikte und Themen werden angedeutet und angesprochen (es mag auf den ersten Blick daher tatsächlich wirken, als wäre es ein tiefgründiger Manga), aber bei genauem Hinsehen wird nichts davon so richtig verfolgt, statt dessen wackelt alles vor sich hin.

Wirklich schade. Denn die Zeichnungen gefallen mir sehr, und die Charaktere wirken eigentlich auch sympathisch. Es mag sein, dass sich die Zeichnerin in den späteren Bänden dann findet und der Geschichte eine Richtung gibt. Aber ich werde die Reihe nicht weiter verfolgen ...

SaschaSalamander 18.11.2019, 09.45

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