SaschaSalamander

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Blutlust

blake_blutlust_1.jpgVor vielen Jahren war ich ein Vampirfan. Es gab nur sehr wenige Titel, und die waren gut. Dann wurden es mehr, ich freute mich. Und dann haben so viele Autoren den Markt überschwemmt, dass mir das Genre regelrecht vermiest wurde, denn nur noch die wenigsten Bücher waren gut, und man hat inzwischen keinerlei Überblick mehr über all die unzähligen Titel. Als mir kürzlich jemand BLUTLUST von Riccarda Blake als erotischen Vampirroman empfahl, war ich extrem skeptisch. Zum Glück bin ich viel zu neugierig, als dass ich eine Empfehlung einfach übergehen könnte!

Die junge Sinna zieht für ihr Studium nach New York. Und schon in den ersten Tagen hat sie einige seltsame Begegnungen. Etwa eine Gruppe, die sich "Beschützer" nennt und sie vor Vampiren schützen möchte. Eine seltsame Frau, die ihr ständig nachläuft und sie vor den dunklen Bestien warnt. Außerdem Max, sexy und geheimnisvoll, ganz entgegen ihrer Art lässt sich sie sofort auf ein erotisches Abenteuer im Kittyclub mit ihm ein. Carla, ehemalige Geliebte von Max, sieht das gar nicht gern. Sinna weiß nicht, wem und was sie glauben soll, und das Buch ist eine wilde Jagd durch New York, unterbrochen von heißen Szenen: wer ist der dunkle Jäger, der einen Beschützer nach dem anderen tötet? Ist an den Mythen um die Vampire tatsächlich etwas dran? Warum soll Sinna angeblich etwas Besonderes für die Blutsauger sein?

Wow, BLUTLUST hat mich wirklich begeistert! Meine Erwartungen waren natürlich genrebezogen. Realismus, allzu logische Handlung, hochliterarische Sprache, das habe ich von Anfang an nicht erwartet. Und mir war auch klar, dass ich einigen Klischees begegnen würde. Aber worauf ich großen Wert legte und meine Hoffnung setzte: erotische Szenen, die mir so richtig Lust machen. Keine weichgespülten Vampire ohne Biss, keine animalischen Bestien ohne Verstand und Stil. Ein guter Mix aus Handlung und Sex. Und genau das habe ich bekommen, so schnell hatte ich schon lange kein Buch mehr durchgelesen!

Normale Vampirromane werden ja gerne als angeblich härterer Stoff unter der Erotikliteratur bezeichnet. Doch bei BLUTLUST geht es richtig zur Sache. Schon die erste Begegnung im Kittyclub ist recht eindeutig. Und auch später gibt es ein paar geniale Momente. Die Lieblingsszene der meisten Leser dürfte wohl das Liebesspiel nachts im Park sein, nackt gefesselt am Baum, so eindringlich beschrieben, dass man nach dem Lesen glaubt einen Film gesehen zu haben.

Und es gibt nicht nur einfach Dominanz und Unterwerfung, sondern der Vampir hat auch tatsächlich Stil. Er befiehlt nicht einfach nur, er nimmt sich nicht einfach, was er will. Sondern er beherrscht mit Blicken und Gesten, er hat sich selbst unter Kontrolle und plant seine Schachzüge. Er dominiert nicht nur den Körper, sondern das ganze Wesen seiner Geliebten. Ja, so mag ich die Vampire, solche Charaktere könnte es sehr viel öfter geben in der Literatur, finde ich, da verzeiht man dem Roman so manche kleine Schwäche.

Ich finde es schade, dass es einige interessanten Andeutungen und Handlungsfäden gibt, die nicht fortgeführt werden. Es ist zwar zu erahnen aber eben nicht ausgesprochen und häufig mehrdeutig. Und dann endet es auf einmal recht abrupt. Wer aufmerksam gelesen hat, weiß auch ohne Erklärung, was Sache ist, durch den recht offenen Abschluss bleibt jedoch eine Menge freier Interpretation. Die Autorin hat sich viele Optionen offen gelassen, vielleicht dürfen wir auf einen zweiten Teil hoffen? ;-)

Alles in allem jedenfalls ist BLUTLUST ein wirklich hervorragender Vampir-Roman, den ich allen Freunden der leichten Dark-Fantasy und härteren Erotik nur empfehlen kann.

SaschaSalamander 16.05.2011, 08.58

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von nija

Charlaine Harris kenne ich, sie gehört für mich aber eher nicht zur Sorte subtile Erotik. Sie ist harmlos, aber darin doch recht direkt.
Ich will auch gar nichts Süßliches oder Nettes(eher im Gegenteil, die Vampire sind mir heutzutage oft viel zu nett), für mich liegt einfach mehr Erotik in Stimmungen, Situationen, Blicken, als im eigentlichen Akt selbst.
Trotzdem sind die Sookie-Romane amüsante Bücher, obwohl ich irgendwann bewusst aufgehört habe, sie zu lesen, weil die Qualität doch arg nachließ. "True Blood" gucke ich aber nach wie vor sehr gerne, weil es deutlich bissiger und düsterer ist.

vom 16.05.2011, 20.28
Antwort von SaschaSalamander:

okay, vielleicht lese ich einfach zu deftige Sachen, wenn ich Harris als eher subtil empfinde  (halte ich für durchaus möglich, wenn ich mir so die rezensierten Titel ansehe *ggg*).

Gesten, Situation, Blicke, DAS hast Du in Blutlust dafür sehr viel, das hat mich hier auch sehr begeistert, weil es mir in den anderen Titeln oft fehlt. Allerdings ist die Darstellung der restlichen Erotik (denn von Blicken allein kriegt die Titelfigur halt leider selten einen Orgasmus *g*) dafür sehr explizit ...

1. von nija

Die einleitenden Sätze hätten von mir stammen können. Ich lese heute noch hin und wieder Vampirromane, aber ich habe größtenteils die Lust verloren. Auch weil die Art von romantischem Vampirroman, die derzeit in Mode ist, meistens nicht mein Fall ist.

Ich weiß nicht, ob ich das Buch mögen würde, ich bin bei Vampiren ja eher ein Freund der subtilen Erotik. Ich behalte es trotzdem mal im Hinterkopf.

vom 16.05.2011, 11.55
Antwort von SaschaSalamander:

Den Anfang könnten, glaube ich, viele Leute so unterstreichen. Die Schwemme der letzten Jahre war nicht wirklich gut für das Genre :(

Subtile Erotik ist hier nicht wirklich der Fall, da würde ich dann doch zu anderen Titeln raten. Bei BLUTLUST geht es schon kräftig zur Sache mit Sklaven, Peitschen, Andreaskreuz, einem SM-Club, mal zwischen Frauen, mal zwischen Männern, mal "normal". Subtil vielleicht die Gesten und das Verhalten von Max, aber sobald er dann "zur Tat schreitet" wird es recht direkt ...

das ist andererseits ja der große Vorteil an dieser riesigen Schwemme: es gibt genügend für jeden, von soft über deftig über elegant, ... kennst Du Charlaine Harris? Verfilmt als TRUE BLOOD. Die Bücher dieser Autoren gefallen mir sehr, gerade weil sie etwas subtiler sind, zwar hier und da auch Erotik, aber auf eine sanftere Art, eben zwischen zwei schüchtern Verliebten, nicht zwischen zwei sexhungrigen Wilden ;-)

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