SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Tintenblut

CoverNun habe ich auch "Tintenblut" zu Ende gelesen, die langerwartete Fortsetzung von >Tintenherz<. Nachdem ich es rechtzeitig in der Bücherei vorbestellt habe, war ich die erste Leserin, die es in der Hand halten durfte. Das ist immer wieder ein erhebendes Gefühl. Neue Bücher haben so einen Geruch, so einen Duft an den Blättern, das ist einfach etwas ganz Besonderes *smile* :-)

Was Spoiler betrifft: Die zu Anfang beschriebene Handlung lässt, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, keine Rückschlüsse auf das Ende von "Tintenherz" zu. Schriftsteller finden immer einen Weg, eine Handlung auf die eine oder andere Weise in die Wege zu leiten.

In diesem Band macht sich Meggie auf, die Tintenwelt selbständig zu erkunden. Wenn es möglich ist, Charaktere aus dem Buch herauszulesen, dann ist es bestimmt auch möglich, sich in das Buch hineinzulesen! Sie wollte schon immer sehen, wovon ihre Mutter ihr so oft erzählt hat. Gemeinsam mit Farid macht sie sich dort auf die Suche nach Staubfinger, um ihn vor Basta zu warnen. Und wie es scheint, sind nicht alle Bösewichte des ersten Bandes vernichtet, und diese zwingen nach Meggies Verschwinden Mo in die Tintenwelt, wo ihm seine Strafe zuteil werden soll. Resa (Meggies Mutter) klammert sich an Mo und wird ebenfalls in die Welt der Feen und Zauberwesen gezogen.

Bald trifft Meggie auf Fenoglio, den Autor des Buches, der dort weilt. Der alte Mann versteht sich bestens mit dem fahrenden Volk und erfindet Räuberballaden vom Eichelhäher, einer Art Robin Hood, welche ihm die Gaukler gerne abnehmen. Doch die Geschichte des Buches "Tintenherz" entgleitet Fenoglio, sie nimmt ihre eigene böse Wendung. Gute sterben, Böse reißen die Macht an sich, und dem Volk geht es schlecht. Und dann taucht plötzlich der Eichelhäher auf, den es dort eigentlich gar nicht geben sollte.

Mir hat "Tintenblut" weit besser gefallen als "Tintenherz". Während der erste Band stellenweise etwas langgezogen auf mich wirkte, war dieser Teil von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd. Gerne hätte ich ihn nur quergelesen, weil ich keine Zeit dafür hatte und die Abgabe in der Bücherei bevorstand, aber es war mir nicht möglich. Zu schön, wie Cornelia Funke hier mit Worten spielt und die Charaktere durch die Handlung führt, ich konnte mich kaum eine Minute losreißen.

Die Handlung ist wesentlich logischer und besser aufgebaut. Das mag allerdings auch daran liegen, dass Cornelia Funke im ersten Band etwas gewagt hat, das nicht allzu viele Autoren wagen: sie hat Figuren einer anderen Welt in unsere gebracht. Das ergibt natürlich manchmal einige Ungereimtheiten. So erscheint es etwa unlogisch, wie sich die Polizei so in die Enge treiben lässt, anstatt große Geschütze aufzufahren. Die gesamte Situation mit Capricorn und dem Dorf inmitten einer abgelegenen Landschaft erscheint nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Lesern, mit denen ich mich austauschte, als ziemlich ungewöhnlich und unlogisch. Aber das muss man bei diesem Buch eben in Kauf nehmen, anders wäre es kaum möglich gewesen. Bundeswehr und Kriminalpolizei haben in "Tintenherz" einfach nichts verloren, auch wenn es (wie auch andere Szenen des Buches) unlogisch ist.

In "Tintenblut" dagegen kommen Charaktere aus unserer Welt in eine fremde. Es ist für einen Autor ebenso anstrengend, wenn auch auf andere Weise: es gilt nicht zu überlegen, wie fremde Menschen wohl in unserer Welt leben könnten. Dafür muss genau dargestellt werden, wie diese andere Welt aussieht, es muss quasi ein neues Universum erschaffen werden. Und das ist ihr im zweiten Band wirklich gelungen. Die Figuren wirken sehr realistisch und gut durchdacht, zum Greifen nah. Besonders gut finde ich, dass Fenoglio und einige andere von den klaren gut - böse - Rollen abweichen und eigene Wege gehen, ihr schlechtes Verhalten durch gutes Wollen rechtfertigen. Sie sind schwer einzuschätzen und bleiben für den Leser immer spannend.

Ich fand die Handlungen der einzelnen Hauptpersonen dieses Mal weitaus besser nachvollziehbar und habe richtig mitgelitten. Jetzt, nachdem der zweite Teil erschienen ist, halte ich den Hype um dieses Buch für gerechtfertigt. Allerdings sollte man den ersten Teil auf jeden Fall vorher gelesen habe, er gehört für das Verständnis des folgenden Bandes dazu und ist (fast) genauso unterhaltend wie die Fortsetzung.

SaschaSalamander 31.10.2005, 10.07

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Ivana

Deine Meinung, dass die Fortsetzung besser ist, teile ich völlig und freue mich auch schon auf den dritten Teil. Überhaupt finde ich C. Funke deutlich phantasievoller als J. Rowling ;)

LG
Ivana

vom 20.12.2005, 16.55

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