SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Humor

Kühlfach 4

profijt_kuehlfach_1.jpgGestern fing ich an, KÜHLFACH 4 zu hören. Die Story klingt witzig: der Kleinkrimineller Sascha / Pascha stirbt, aber er ist nicht ganz weg, sein Geist ist noch da. Und nun gibt er dem Rechtsmediziner Tipps zur Lösung seines Mordfalles. Allerdings ist Pascha ein ziemlich lästiger Kerl, ...

offen gesagt, die Stimme des Sprechers ist auch irgendwie lästig. Er kann nichts dafür, aber es fällt mir schwer, ihm länger zuzuhören. Abgesehen davon finde ich es  inhaltlich und von der Idee her recht originell. Ich schwanke noch ein wenig, ob ich den Erzählstil (bemüht um den schnoddrigen Slang eines kleinen Ganoven, der abhängt, sich volllaufen lässt, auf Titten guckt, die Biege macht und ähnliche Sprache) nun lustig finden soll oder störend. Mal abwarten, wie es im Laufe des Buches wird. Es ist mir persönlich aktuell ein bisschen zuviel des Guten, aber einige Sprüche sind schon recht witzig, sodass ich ordentlich grinsen muss beim Hören.

Vier CDs, dreieinhalb liegen noch vor mir. Er ist ja grad erst mal gestorben worden ...

SaschaSalamander 02.02.2011, 13.49 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Nürnberg für Neugierige

wilkes_nuernberg.jpgZum Geburtstag vor einiger Zeit bekam ich einen Gutschein für Bücher. Nichts, was ich mir lieber wünsche, damit kann man nichts falsch machen bei mir. Ich kaufte mir dann auch flink am gleichen Tag noch mein Geschenk: "Nürnberg für Neugierige" von J Wilkes. Ideal als Geschenk, denn ohne Gutschein hätte ich die 15 Euro für das kleine Büchlein wohl eher ungern gezahlt, aber dafür sind Geschenke ja da: Dinge, die man sich sonst nicht gönnt ;-)

Ich kann das Buch schwer einordnen. Kein Reiseführer, keine Kurzgeschichten, sondern einfach ... ja, was? Kleine, kurze Plaudereien rund um Nürnberg. Der Autor erzählt dem Leser ein paar Dinge über die Stadt, die man sonst in den klassischen Führern nicht findet und die spannend zu wissen sind. Manches davon sehr nützlich und hilfreich, anderes belanglos aber witzig verpackt. Ein nettes Sammelsurium an Facts und Infotainment, dargebracht mit sympathischem Humor.

So erzählt er beispielesweise über den Johannisfriedhof, indem er beschreibt, wie man mit seinen Kindern einen spannenden Nachmittag dort verbringen kann und welche Gräber vor allem für die Kleinen aufregend sein könnten. Er beschreibt, wie man einen Kumpel auf die Ehe vorbereitet, indem man mit ihm schrittweise das Ehekarussell besichtigt. Erzählt, was man bei einer Hausschlachtung beachten sollte (keine Ahnung, wozu man das braucht, aber war mal interessant zu lesen). Besonders gelungen fand ich das Kapitel, in welchem er das Flirtverhalten der Nürnberger unter die Lupe nimmt. Habe es meinem Freund ("Zugereister") vorgetragen, der hat sich köstlich amüsiert und nur genickt bei jedem Satz. Witzig auch die Beschreibung des Männleinlaufens, erklärt für einen japanischen Touristen, der am Ende der ausschweifenden Erzählung aber garantiert schon längst wieder im Bus sitzt und gar nicht mehr zuhört.

"Nürnberg für Neugierige" ist für mich kein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest. Sondern ich habe je nach Laune mal ein Kapitel herausgepickt, quer durcheinander gelesen, wessen Überschrift mich besonders reizte, sodass ich für viele Wochen Lesespaß daran hatte. Ein gemütlicher Genuss zwischendurch, eben so wie wir Franken sind: nur nichts überstürzen. Und, manche Kapitel sind sogar besonders schön zu lesen, wenn man sich vor Ort befindet. Auf den Johannisfriedhof und an den Ehebrunnen werde ich das Buch auf jeden Fall mitnehmen, um das Erzählte dann direkt vor Augen zu haben.

Der Preis ist ganz schön happig, aber trotzdem kann ich es empfehlen. Für Alteingesessene, die mal einen humorvollen Blick auf ihre Stadt möchten. Für Zugereiste, die ihre neue Heimat ein wenig genauer betrachten wollen. Für Touristen, die mal andere Dinge erfahren wollen als nur Jahreszahlen und trockene Fakten. Und für Leute wie mich, die schon ein paar Jahre dort leben und sich freuen, wenn sie immer wieder neue Details ihrer Lieblingsstadt entdecken.

SaschaSalamander 13.12.2010, 10.09 | (0/0) Kommentare | PL

Gelegenheit macht böse

Und gleich geht es weiter mit schwarzem Humor. Nach "Makellose Morde to go" las ich direkt im Anschluss "Gelegenheit macht böse" von Gisela Seeger Ays. Diesmal bis auf eine Ausnahme keine Mordgeschichten, dafür aber kleine, herrlich gemeine Geschichtlein um Menschen, die vom rechten Weg abgekommen sind.

Für ein kaputtes Elektrogerät könnte man doch die Haftpflicht eines Freundes, ...? Ist das Rad wirklich gestohlen, oder war es doch nur zu alt? Eine kleine Wette, die man nicht verlieren kann, weil man das Ergebnis schon kennt? Einen Geldbeutel ohne Visitenkarte und Ausweis wirklich zum Fundbüro bringen statt zu behalten? Mal ehrlich -  wer kann von sich ganz ehrlich behaupten, noch niemals der Versuchung erlegen zu sein?

Wirklich köstlich, ich habe es leider nicht geschafft, das Buch aufzuteilen, sondern habe es dann doch fast am Stück gelesen. Allerdings lesen sie sich auch sehr flüssig ohne groß darüber nachzudenken. Einfach in der Handlung, eine spritzige Pointe, genau richtig für meinen Geschmack.

Schadenfreude ist etwas, das mir im realen Alltag fremd ist. Ich freue mich nicht, wenn jemandem ein Missgeschick passiert oder ein Verbrecher vom Schicksal seine gerechte Strafe bekommt. Aber im Film und in der Literatur tut es dann einfach nur gut, mal seine böse Seite ein wenig herauszulassen und sich darüber zu freuen, dass ein Mörder wohl nicht mit dem ungewöhnlichen Leibwächter der hübschen Tänzerin rechnete. Oder zu lesen, wie ein Tresorknacker selbst über den Tisch gezogen wird. Und wenn die verwöhnte, aufdringliche Ehefrau einen Klassewagen will statt des bisherigen Autos, dann freut es, wenn sie in der Garage eine besondere Überraschung erwartet :-)

Manchmal sogar gelingt es der Autorin Mitleid für den Täter zu wecken. Denn es ist vor allem "der kleine Mann", der hier der Versuchung erliegt, und sehr gut kann man sich mit dem Händler identifizieren, der doch nur ein wenig den Gewinn ankurbeln möchte; nur zu gut versteht man den jungen Straßendieb, der sich ein wenig am Reichtum der noblen Urlauber bedienen möchte.

Ach, die Grenzen verschwimmen. Was ist böse, was ist gut? Sind wir wirklich so anständig, wie wir selbst es von uns erwarten? Oder wären wir nicht doch bereit, einen kleinen Schritt weiter zu gehen? Auf jeden Fall sehr zu empfehlen, wenn man zwischendurch einmal für einen genüsslichen Moment die festgetretenen Pfade der Moralvorstellun über Bord werfen möchte ;-)

SaschaSalamander 08.09.2010, 10.36 | (0/0) Kommentare | PL

Makellose Morde to go

henke_makellosemorde_150_1.jpgManche Bücher findet man nur, wenn man mit der Nasenspitze drauf gestoßen wird. Denn nicht alles wird großartig in den Buchläden vermarktet und hat eine große Lobby. Schade, denn nicht immer bedeutet "große Werbung" auch tolles Buch oder umgekehrt. Und so hoffe ich, ein paar Leser auf dieses kleine Büchlein aufmerksam zu machen, das es wirklich verdient hat ;-)

"Makellose Morde to go" von Susanne Henke ist eine Sammlung von "erlesenen Verbrechen und herzerfrischenden Gemeinheiten", so verspricht es das Cover. Auf der Rückseite im Klappentext sogar ein Vergleich zu Roald Dahl. Na, DAS ist ein großes Versprechen, denn ich bin großer Verehrer dieses Meisters der pointierten Kurzgeschichten. Auch E W Heine wird als Vergleich hergezogen, über den ich >hier< bereits begeistert schrieb.

Die Geschichten handeln meistens von recht skurillen Todesfällen, häufig Morden, manchmal auch Situationen von "dumm gelaufen". Fiese Racheakte, ein kleiner falscher Schritt, ein unbedachtes Wort. Häufig bekommen Bösewichte ihre gerechte Strafe, und manchmal trifft es unschuldige, wehrlose Menschen völlig unerwartet und ungerechtfertigt, grausam wie eben das Leben so spielt. Ein paar der Stories erinnern mich an Dystopien, die so weit gar nicht entfernt scheinen. Eine Versicherung, die erfreut ist über ein auszuzahlendes Mitglied weniger, eine käufliche Zeitung ohne Moral, die perfekte Methode der Verbrechensbekämpfung.

Besonders angetan haben es mir die völlig normalen Menschen, die umgeben von schrulligen Nachbarn und Kollegen doch eigentlich nichts wünschen als nur ihre Ruhe. Und dann sorgen sie dafür, dass die Belästigungen endlich aufhören. Mal auf subtile Weise, indem sie die Schwächen des Gegners ausnutzen und auf diese Weise dessen selbstverschuldeten Tod provozieren, oder indem sie einfach mal mit der Faust auf den Tisch und die darauf befindliche Deko hauen.

Es gefällt mir, dass man nicht wissen kann, worauf eine Geschichte hinausläuft. Klar, alles in allem makabere, schwarzhumorige Stories. Aber es ist doch immer wieder spannend zu überlegen, ob die Person nun selbst aktiv wird und ihrer Umwelt schadet? Ob Glück und Zufall ihnen zuhilfe kommen? Ob sie vom Pech verfolgt sind und überraschend selbst abberufen werden? Oder ob ein fieser Trick einfach mit gleicher Münze heimgezahlt wird und der Täter zum Opfer wird?

Die Geschichten haben es trotz oder gerade wegen der Kürze in sich. Gerafft, sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich bin es gewohnt, Handlungen zu überfliegen. Bei diesem Buch ist das nicht möglich, sonst muss man die Geschichte ein zweites Mal lesen. Hier sind es gerade die kleinen Details, auf die es ankommt und welche die Würze des Büchleins darstellen.

Auf jeden Fall ist die Versuchung groß, das Buch am Stück zu lesen. Die Geschichten sind kurz, gefallen, und man will sofort die nächste. Allerdings ist das ähnlich, als würde man eine Schachtel edler Pralinen nacheinander hinunterschlingen, das ist kein Genuss mehr, der Geschmack vermischt sich. Lieber hier und da mal einzeln eine zu sich nehmen, nachschmecken und erst später wieder zugreifen. Morgens zum Wachwerden eine kurze Geschichte, oder während des Wartens auf die Straßenbahn, während der Arbeit eine kleine Pause einlegen und danach belebt fortfahren. Alles andere wäre Verschwendung ;-)

SaschaSalamander 06.09.2010, 10.33 | (0/0) Kommentare | PL

Plötzlich Shakespeare

safier_shakespeare_150_1.jpgRosa ist unglücklich verliebt. In ihren Ex, der inzwischen schon längst eine andere hat. Doch sie kann ihn nicht vergessen, will ihn zurückerobern. Eines Tages besucht sie eine Vorstellung, in der ein Künstler auf der Bühne eine Rückführung durchführt. Sie sucht ihn in seinem Wagen auf, und er will ihr helfen, sie in ein früheres Leben zu versetzen und dort das Geheimnis der wahren Liebe zu finden. Sie schließt die Augen, und schwupps ist sie auf einmal im Körper des Dichters Shakespeare! Mitten in einem Duell! Wie soll sie da nur rauskommen? Natürlich gelingt ihr dies, und dann heißt es sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Eine Frau der Zukunft im Körper eines Mannes der Vergangenheit, dessen Geist im Hintergrund natürlich noch immer aktiv ist und mit Rosas Geist kommuniziert. Es führt zu vielen Verwicklungen und Verwirrungen, bevor Rosa nach und nach dem Geheimnis der wahren Liebe auf die Spur kommt und mit dieser Erkenntnis den Körper ihres früheren Selbst verlassen kann. Doch damit ist die Geschichte noch nicht vorbei, denn das Schicksal geht andere Wege ...

Nun ja, ein sehr netter Roman zwischendurch. David Safier ist ein witziger Autor, auch "Mieses Karma" war schon recht nett geschrieben, auch hier ging es um einen Menschen im fremden Körper. Viel kann ich zu dem Roman gar nicht sagen, denn literarisch zerlegen möchte ich nicht, dafür ist er auch nicht sonderlich geeignet. Er ist einfach ganz klassisch aufgebaut (Einführung der Charaktere, Zusammentreffen, Spannungssteigerung, Missverständnisse, Höhepunkt, Abklingen), und die Handlung ist mehr als vorhersehbar.

Über Tiefe, literarischen Wert oder dergleichen möchte ich gar nicht diskutieren. Es ist einfach nette, seichte Unterhaltung. Aber diese wirklich gut gemacht. Ideal für die Zeit vor dem Schlafengehen, für einen längeren Aufenthalt in der Badewanne. Einfach abschalten, lesen, lächeln und sich ein wenig mit der Hauptperson identifizieren (genauso wie viele weibliche Antiheldinnen a la Bridget Jones oder Titel von Hera Lind etc wird auch Rosa sehr viele Frauen ansprechen). Ein wenig Träumen, und natürlich auch Schmachten, wenn die wahre Liebe endlich ihr Gesicht zeigt.

Empfehlen? Ja, kann ich. Mit der Bitte, keine hohen Erwartungen an das Buch zu stellen, sondern es als einfache, lockere Unterhaltung zu sehen. Wer sich genau das wünscht, wird ab-so-lut zufrieden sein, denn David Safier hat einen sympathischen, warmen, humorvollen Schreibstil, der ihm zu recht viele Fans beschert :-)

SaschaSalamander 16.07.2010, 08.17 | (0/0) Kommentare | PL

Nein ich will keinen Seniorenteller

Häufig stößt man momentan auf dieses Cover, und da kann man ja nur neugierig werden bei diesem trotzigen Buchtitel, der witzigen Skizze. Was das Cover allerdings nun mit dem Buch zu tun hat, war mir nach der Lektüre dann doch noch immer nicht klar. Abgesehen davon, dass es wohl Leser anziehen sollte, was ja auch funktioniert. In nicht wenigen Beiträgen anderer Rezensenten lese ich heraus, dass das Cover neugierig machte und man dann mal reinlesen wollte ...

Marie Sharp ist eine Dame, die kurz nach Beginn des Buches ihren 60ten feiert. Hiermit ist sie nun offiziell Seniorin. Darf kostenlos mit den Öffentlichen fahren, zahlt keine Rezeptgebühr mehr, bekommt Ermäßigungen im Eintritt bei Museen, Schwimmbädern, Fitnessstudio und derlei Freuden mehr. Aber sie sieht das Altwerden dann doch ganz anders als die meisten ihrer Bekannten. Sie will keiner von diesen "modernen" Alten sein, die jetzt auf einmal geschäftigt werden, die Welt bereisen, Volkshochschulkurse besuchen, sich für ein Studium einschreiben, ins Fitnessstudio gehen und derlei Grauen mehr. Nein, Marie will endlich genießen, dass sie alt und kauzig sein darf. Sie will nichts Neues lernen, sie will sich endlich ausruhen! Sie pfeift auf die Ermäßigung des Monatsbeitrags im Fitnesstempel und freut sich vielmehr über die erlassene Rezeptgebühr. Ihr ist klar, dass sie nicht jünger wird, sie will sich nicht unnötig kaschieren. Verdammt, sie ist alt und hat ein Recht darauf, alt zu sein! Und so erlebt sie, wie die Geburt ihres Enkels sie langsam zu verändern beginnt, sie begleitet einen kranken Freund in den Tod, eine alte Jugendliebe entflammt neu, und nebenbei leistet sie Ratgeberin beim Liebeskummer ihrer französischen Au-Pair-Untermieterin.

Tja, meine Meinung ist gemischt. Erstmal war ich begeistert von der Sprecherin, Hannelore Hoger. Sie war wirklich ein großer Wurf, ich kann mir keine bessere Stimme vorstellen für dieses zynische Buch. Auch fand ich es schön, mal eine Gegenstimme zu den "neuen Alten" zu lesen. Denn so, wie Frauen- und Männerbilder heutzutage immer mehr in Klischees abdriften und man sich von Werbeplakaten und Medien überrollt fühlt, wenn man nicht diesen gesellschaftlichen Erwartungen entspricht, so werden auch die Senioren in ein neues Korsett gepresst, sie sind eine neue Zielgruppe geworden für alle möglichen Bereiche wie Wellness, Fitness, Urlaub und sonstiges. Aber es gibt sie noch, die ganz "normalen" Herbstler, die einfach nur gemütlich den Ruhestand genießen wollen ohne Hektik, Erwartungen und Fitness. Die sich ihr Leben lang zusammengerissen haben und jetzt einfach nur sie selbst sein wollen, ohne ständig Rücksicht auf Chef, Kinder, Familie zu nehmen.

Der Humor gefällt mir sehr. Er ist recht bösartig, aber zwischen den Zeilen wird ihm dann doch die Schärfe genommen. Äußerlich ist sie verbittert, zynisch, manchmal wirkt sie sogar hartherzig. Knallhart sagt sie ihren Freunden Dinge ins Gesicht und sprengt damit eine Party. Mag dieses Babygebrabbel und Omagetue gar nicht, Kinder sehen alle gleich aus. Alte Liebe, pah, Senioren brauchen keinen zweiten Frühling, endlich hat sie genug von Männern und kauft sich sogar ein Einzelbett! Aber wenn sie für sich ist, dann schmilzt ihr Herz beim Anblick von Baby Gene, und die Gedanken an ihren Schwarm beschäftigen sie mehr, als sie sich eingestehen möchte. Ja, ihr ist klar, dass ihr Freund sterben wird, sie ist kühl und rational, aber innerlich vermisst sie ihn sehr und sorgt sich um ihn, will ihm den Prozess des Sterbens erleichtern. Und wenn sie offen auf der Party über die lästigen Gesprächsthemen Alterszipperlein, zuletzt gesehener Film, zunehmende Gewalt auf den Straßen, Erinnerungen an früher schimpft und ihre Freunde vor den Kopf stößt, so erzählt sie in ihrem Tagebuch selbst wenige Minuten später, welches Gebrechen sie gerade plagt und erinnert sich, wie es damals war.

Ich mag Marie, sie wäre eine der Damen, die mir gefallen könnten. Trotzdem weiß ich nicht so recht etwas mit dem Buch anzufangen. Es gibt ein paar rote Fäden (ihr Enkel, die Untermieterin, der kranke Freund, der Jugendschwarm), aber im Grunde ist es eine Sammlung von Gedanken und Eindrücken, weniger eine Handlung als vielmehr gesammelte Momentaufnahmen. Eben ein Tagebuch, wie es der Titel sagt. Das heißt, es fehlt ein wenig die Spannung im Plot. Ich hätte das Hörbuch problemlos für ein paar Tage beiseite legen können und irgendwann weiterhören, Pause, Hören etc. Es war nett zu hören. Aber es war nicht gerade fesselnd.

Nun vermag ich aber nicht zu sagen, ob es am Buch selbst liegt, oder ob es daran liegt, das mir Jugendfantasy oder junge Erwachsene einfach näher sind im Erleben und mir zu diesem Buch ein wenig der Zugang fehlt? Meine Oma wird dieses Buch bestimmt lieben, sie ist 80, geistig topfit aber trotzdem mit der Einstellung "immer langsam, ich hab ja jetzt Zeit". Ich vermute, dass sie damit etwas mehr anfangen kann als ich, weil ihr orthopädische Schuhe, Beerdigungen, Enkelkinder, nachlassendes Gedächtnis und ähnliche Dinge einfach näher sind als mir. Ich denke, ich werde es ihr demnächst zum Geburtstag schenken :)


SaschaSalamander 12.07.2010, 09.43 | (0/0) Kommentare | PL

Für immer Disco

hermanns_disco_150_1.jpgNun also habe ich "Für immer D.I.S.C.O." von Thomas Hermanns gehört. Klar hätte ich das Buch lesen können, dann hätte ich sogar einige Bilder aus seinem privaten Fotoalbum gehabt. Das wäre schon sehr spannend gewesen. Außerdem soll das Buch ein sehr schönes Cover haben, passend im Glitterlook der Discozeit. Aber ich wollte lieber das Hörbuch, denn der Autor spricht den Text selbst, und ich mag seine Art, seine Stimme, seinen Stil einfach sehr gerne. Und dann gibt es natürlich noch die Hörbeispiele, die dabei sind. Das macht es greifbarer, und so erfuhr ich nun den Titel mancher Songs, die ich bisher nur von der Melodie kannte. Der Inhalt des Buches kommt manchmal einfach besser, wenn man nebenbei die Hüfte schwingt und richtig mitgeht ;-)

Thomas Hermanns, bekannter Stand-Up Comedian. An ihm scheiden sich wie an vielen anderen Komikern auch die Geister. Entweder, man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Viele mögen ihn nicht, weil er zu tuntig wirkt und zu aufgesetzt strahlend. Ich mag ihn, weil er zu den "leisen" Komikern gehört, nicht rumbrüllt wie viele andere. Sein Humor ist etwas subtiler, er nimmt sich auch gerne mal selbst auf die Schippe. Während andere oft böse gegen andere reden, holt er seine Witze nicht aus der Schadenfreude über andere.

Es dürfte inzwischen jedem bekannt sein, dass er bekennender Schwuler ist. Und dies ist auch Teil des Hörbuches: seine Entwicklung, sein Coming Out, seine ersten Erfahrungen. Und dass er Discofan ist, dürfte ebenfalls kein Novum sein. Er mag den Glitter, den Glamour, die bunte fröhliche Welt der Discomusik. Und beides zusammen mixt er zu einer witzigen, spannenden, leichtgängigen Erzählung.

Es ist ein Ausflug in die Welt der Musik. Amanda Lear, Hot Chocolat, Boney M, Abba, sie alle haben sein Leben, sein Emfinden, seine Entwicklung beeinflusst, und es gelingt ihm hervorragend, Information über Musik perfekt mit persönlichen Eindrücken zu vermischen. Hier ein paar Hintergründe, dort ein paar kleine Anekdoten. Eine Gruppe Jugendlicher, die gemeinsam Charts erstellt, sich die Lieblingsmusik vorspielt und heißblütig über die neuesten Songs diskutiert (immer schön im Nermbärcher Dialeggd).

Und es ist ein Coming-of-Age eines junges Mannes, der sich langsam seiner homosexuellen Neigungen bewusst wird. Ein Liebesbrief an seinen besten Freund, die erste Enttäuschung, der Kontakt zu Gleichgesinnten, das Kennenlernen der Nürnberger Schwulenszene, am eigenen Leib erlebte Gewalt gegen Schwule, sein Umzug nach München. Ohne falsche Dramatik, ohne es tuntig zu verpacken. Klischees werden gerne mal aufs Korn genommen, aber ohne dabei überzogen zu wirken und immer mit einer guten Portion Selbstironie. Doch, man kann sich schon gut in ihn hineinversetzen und nachempfinden, wie erfreulich, peinlich, spannend die Situationen für ihn waren. Am schönsten ja sein erster Abend in der Münchner Disco "New York" und der Faux Pas in der Vorhalle ;-)

Speziell für Freunde der Stadt Nürnberg dann noch der Lokalcolorit. Der Dialekt zwischendurch lässt mich jedes Mal grinsen. Und neugierig verfolge ich seine Spaziergänge in die Altstadt, in die einzelnen Stadtteile. Manches, von dem er erzählt, kenne ich und hat sich bis heute gehalten, anderes war wohl damals gerade in, und manches sagt mir nichts, lässt mich auch zwischendurch mal ein wenig bei Google nachforschen, ob es das heute noch gibt.

Manches finde ich inhaltlich nicht ganz so toll, weil es die Schwulen- und SM-Szene etwas verzerrt aussehen lässt und ich mich ja doch recht gerne in diesen Bereichen engagiere, aber andererseits wird sehr deutlich klar, dass es seine Meinung ist, dass es seine Erfahrungen sind, dass es keine allumfassenden Aussagen sind, sondern eben das, was er damals erlebt hat. Ich bin versöhnt ;-)

Alles in Allem bin ich wirklich sehr begeistert. Doch, dieses Hörbuch hat mir sehr gefallen. Und wer nicht prinzipell etwas gegen Thomas Hermanns hat, sollte sich das auf jeden Fall anhören!

SaschaSalamander 23.09.2009, 10.08 | (0/0) Kommentare | PL

Discobeat

Ich höre gerade "Disco" von Thomas Hermanns, und ich bin wirklich sehr begeistert. Zum einen, weil ich Thomas Hermanns mag (ichweißichweiß, gerade an ihm scheiden sich wirklich die Geister, aber ich gehöre zu den großen Fans). Dann, weil ich den Ausflug in die bunte Discowelt der 70er klasse finde. Es war zwar kurz vor meiner Zeit, aber ich finde es einfach faszinierend. Und dann, weil er aus Nürnberg kommt. Ich finde es spannend, wenn er davon erzählt, finde hier und da einiges wieder, und es macht einfach Spaß. Seine bisherige Geschichte, sein Coming-Out, das Schwulsein, auch das hat er spannend dargestellt, ich kann mich da sehr gut in ihn hineinversetzen und mitfühlen ... eine ausführlichere Rezi folgt noch ;-)

SaschaSalamander 22.09.2009, 10.58 | (0/0) Kommentare | PL

Diner des Grauens

martinez_diner_150_1.jpgEigentlich klingt es klasse: ein Werwolf und ein Vampir touren gemeinsam in einem klapprigen Wagen durch Amerika. Mitten in der Pampa ein verlassenes Motel, ein Diner. Während sie gerade genüsslich Kaffee und Kuchen zu sich nehmen, überfallen Zombies die Bude, und die beiden helfen tatkräftig mit bei deren Beseitigung. Und die dicke Dame des Motels engagiert sie für ein paar Aufgaben. Dann gibt es da ein Mädel, das wohl diese Zombies beschwört und seinen Freund in einem blutigen Ritual opfern will. Und einen Friedhof, auf dem nun der Geist der zuletzt verbuddelten Leiche (eine hübsche junge Frau) über die Toten wacht.

Hm, soweit in etwa habe ich gelesen. Also wenige Seiten nur. Eigentlich ist das ja ein supermegagenialer Stoff, dem ich absolut nicht wiederstehen kann. Direkt nach Erscheinen kaufte ich das Buch und las ein paar wenige Seiten. Legte es dann wieder weg. Begann wieder von Neuem. Legte es wieder weg. Diesmal schaffte ich ein paar Seiten weiter, aber trotzdem will es mir nicht gelingen, weiterzulesen. Die Handlung klingt so toll, genau mein Ding. Aber der Schreibstil animiert mich absolut nicht.

Verglichen mit Douglas Adams und Terry Pratchett wird der Autor. Was Pratchett fürs High-Fantasy und Adams für die Science-Fiction, soll Martinez für die Dark-Fantasy sein. Nö, finde ich nicht. Die Ideen, die Martinez hat, sind toll. Aber was ihn von den beiden unterscheidet: Wort- und Sprachspiele sowie ein gewisser hintergründiger Humor. Der fehlt Martinez nämlich leider komplett. Und genau das ist der Grund, warum ich die beiden anderen Autoren mag. Fantasy, Scifi, das gibt es zuhauf. Und dieses kleine Lämpchen mit den zwei strahlenden Sonnen zu vergleichen ... neeeeeee, keine Ahnung, wer auf diese seltsame Idee kam! Fast alle Rezensenten, die ich im Web fand, waren begeistert. Na, wenn sie meinen *shrug*

Vielleicht wird das Buch ja noch besser oder anders. Aber es gibt zuviele von Anfang an großartigen Bücher, als dass ich mich durch den Anfang eines langweiligen Schinkens quälen muss. Wer von meinen Bloglesern diesen Roman schon las und Gefallen daran fand, darf hier gerne eine Gegenmeinung kommentieren, will ja eigentlich zum Lesen animieren, nicht davon abschrecken, und vielleicht versuche ich es ja doch noch einmal ;-)

SaschaSalamander 12.05.2008, 11.25 | (0/0) Kommentare | PL

Goldie Hawn meets Richard Chamberlain

hiaasen_reinfall_150_1.jpgNachdem es hier und da heißt, Hiaasen würde Werke schreiben, die "zum Brüllen komisch" seien, und die Bücher wären ein "Feuerwerk" guter Witze und so weiter, wollte ich mal etwas von ihm lesen bzw hören. Hatte einfach mal Lust auf etwas ganz anderes, das ich sonst nicht zu mir nehme. Jetzt weiß ich auch wieder, weshalb. Irgendwie geht das Buch völlig an mir vorbei.

Eine von vier CDs habe ich bereits gehört. Ist ganz nett. Junge, reiche Frau wird am zweiten Hochzeitstag vom Gatten über Bord geworfen, wird gerettet und sinnt nun auf Rache. Der "Overboard" - Goldfisch meets den Grafen von Monte Christo. Erwartet hatte ich etwas mit spitzfindigen Pointen und einer Menge Gesellschaftskritik wie Tom Sharpe, aber was ich gerade höre, ist eher lauwarm. Zumindest für meinen Geschmack. Hier und da ein kleines Schmunzeln, aber ich bin wohl einfach nicht empfänglich für diese Art von Humor. Ich werde das Hörbuch zu Ende hören, es ist schon ganz nett. Mehr aber bisher auch nicht.

Falls jemand von Euch andere oder sogar mehrere Werke von Hiaasen kennt: gibt es ein bessere Buch von ihm, das Ihr empfehlen könnt? Oder liegt es einfach an mir und daran, dass dieses Buch zu wenig mit meinen sonst favorisierten Stilrichtungen gemein hat?

SaschaSalamander 06.05.2008, 16.27 | (0/0) Kommentare | PL

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